Meine Bogenhölzer

Der Rohling …

Für mich ist es eine wunderbare Sache, einen schönen und schnellen Bogen aus einem Stück Holz zu bauen.

Das Ausgangsmaterial dazu ist immer ein Rohling, auch genannt Stave, meist ein Viertelstamm der Länge nach aufgespalten. Wichtig ist, dass der Bogenrücken zu Beginn auf der gesamten Länge aus einem durchgehenden Jahresring besteht. Bei manchen Hölzern, wie z.B. Ulme und Esche kann das der direkt unter der Rinde und Bast liegende Jahresring sein. Meine Beschreibungen beruhen auf eigenen Erfahrungen, es kann sein, dass andere Bogenbauer andere Erfahrungen gemacht haben.

Nähere botanische Informationen zu den Hölzern könnt Ihr direkt bei Wikipedia nachlesen - meine Ausführungen beziehen sich konkret auf die Bogeneigenschaften.

Bei mir gibt´s für den Bogenbaukurs, oder auch für die Auftragsarbeit erst einmal 5 Hölzer zur Auswahl:

Esche

Esche, farblich ein weißes Holz, ist bekannt für seine recht guten Zugeigenschaften. Es wird darum auch gern für Axt- und Schaufelstiele eingesetzt, die ja unter der abrupten Krafteinwirkung auch nicht brechen, oder splittern dürfen. Die ersten Skier wurden gern aus diesem Material gemacht, wohl auch, weil es sich recht gut unter Wasserdampf biegen lässt. Von der Struktur hat es eher größere Poren. Bei Esche empfiehlt sich ein Flachbogen mit ebenfalls flachem Bauch. Dieser sollte recht breit und lang sein, um nicht zuviel Stringfollow zu bekommen. Esche lässt sich sehr leicht bearbeiten und bietet den scharfen Werkzeugen wenig Widerstand. Bei diesem Holz nehme ich nur gerade gewachsene und astreine Rohlinge, bei denen ich die Kontur gerade auf den Rücken übertragen und an der Bandsäge aussägen kann.

Mehr über die Esche auf Wikipedia

Ulme

Ulme, farblich ein rötlich weißes Holz- inzwischen durch das Ulmensterben nur noch schwer zu bekommen. Es ist sehr langfaserig und auch eher grobporig und hat sehr gute Zugeigenschaften. Auch bei der Ulme empfiehlt sich ein Flachbogen mit ebenfalls flachem Bauch. Ebenso wie Esche, sollte er recht breit und lang sein. Auch hier bevorzuge ich gerade gewachsene, astreine Rohlinge. Vom Design eignet sich Ulme für den geraden Flachbogen, oder auch den Holmegaard.

Zum Wikipedia Artikel der Ulme

Robinie

Robinie, farblich weißgelbliches Holz mit einem leichten Grünstich. Es ist sehr resistent gegen Verwitterung und hat sehr hohe Zugeigenschaften. Darum wird es auch gern für stabile Klettergerüste, Schaukeln, etc. genommen. Der Rohling hat eine dicke Rinde und eine ausgeprägte Splintholzschicht über dem Jahresring, den man haben möchte.

Robinie hat auch sehr gute Rückstellkräfte, vorausgesetzt der Bogen wird gut getillert. Wenn nicht, neigt es zu feinen, oder sogar groben Stauchrissen. Wichtig auch hier wieder, ein eher breites und auf jeden Fall flaches Profil.

Die Robinie ist eine kleine Diva, denn dazu kommt noch, dass sie auch verborgene Augen, d.h. Astlöcher im Stamm haben kann, die auf jeden Fall bei der Konstruktion mitberücksichtigt und ausgeglichen werden müssen. Es ist eher feinporig und bringt unter dem Strich einen schönen und nachhaltigen Bogen hervor, wenn man alles richtig macht.

Weitere Infos zur Robinie

Hickory

Hickory, eine Walnussart aus Nordamerika, hat wahrscheinlich die besten Zugeigenschaften von meinen fünf Hölzern (und vielen anderen mehr….). Wird darum ebenfalls gern für Werkzeugstiele verwendet. Es ist sehr hart und lässt sich auch schwer bearbeiten. Trotzdem sollte der Bogen nach meiner bisherigen Erfahrung auch eher breit und flach sein. Und das Holz sollte „furztrocken“ sein, damit der Bogen wenig Stringfollow bekommt. Der fertige Bogen sollte dann auch immer sehr trocken gelagert werden- ich habe den Eindruck in unseren Regionen besteht keine Gefahr des „Trockenbruchs“, denn ähnlich wie bei Bremsflüssigkeit „saugt“ es sich auch Feuchtigkeit wieder auf. Und noch eine Besonderheit: bei diesem Holz ist es erstaunlicherweise nicht so wichtig, dass der Bogenrücken auf einem Jahresring ist.

Hickory Pflanze auf Wikipedia

Osage Orange

Osage Orange - okay ich gebe es gleich vorweg zu - es ist mein Lieblingsholz, trotz seiner Nachteile. Fangen wir damit mal: Osage Orange wächst zumeist nicht gerade, die Rohlinge können vom Faserverlauf geradezu schlangenförmig gewachsen sein. Zudem hat es Äste und Dornen und dann kann es sehr oft auch noch in sich verdreht gewachsen sein. Diese vermeintlichen Nachteile zeichnen nachher allerdings auch den schönen, schnellen und effektiven Charakterbogen aus. Denn Osage Orange hat von all den aufgeführten Hölzern als einziges auch sehr ausgeprägte Druckeigenschaften. Im Vergleich zu den anderen Hölzern kann der Bogen bei gleichem Zuggewicht schmaler und kürzer konstruiert werden.

Das Holz hat, ähnlich der Robinie eine dicke Rinde und ausgeprägte Splintholzschicht, die nicht für den Bogen taugt. Der gewünschte Jahresring muss auf jedem Wurfarm unbedingt intakt sein, die Äste und Dornen bei der Planung miteinbezogen werden. Folgt man bei der Planung der Maserung- und das ist empfohlen, so wird die Sehne im Griffbereich wahrscheinlich fast immer aus der Richtung laufen. Das bedeutet, das Holz muss korrigiert werden. Das Schöne daran ist allerdings, dass es das unter Hitzeeinwirkung tatsächlich außerordentlich gut zulässt. Daher lassen sich mit Osage Orange auch hervorragende Recurvebogen bauen.

Und noch eine Besonderheit: wird das Holz freigelegt ist es zunächst zitronen- bis honiggelb und wird durch die UV-Strahlung im Laufe der Zeit immer dunkler- bis zu einem dunklen schokoladenbraun.

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